Wohn- und Geschäftshaus in Donaueschingen

Sehr gute Niedrigenergiequalität erlangte dieser Wohn- und Geschäftskomplex mit in Donaueschingen, der über ein Nahwärmenetz beheizt wird und für die Brauchwasserwärmung auf dem Südblock über 30 Quadratmeter Solarkollektoren verfügt. Wamsler Architekten gewannen mit ihrer überzeugenden städtebaulichen Lösung Ende der 90-er Jahre den von der Stadt ausgeschriebene Wettbewerb und dürften den dreigeschossigen Bau mit Läden, Büros und Wohnungen umsetzen.

Bauherr:

REAL-Massivhaus

Standort:

Donaueschingen

Baujahr / Bauzeit

1999 / 12

Energiestandard:

Niedrigenergie

Wohnfläche / Nutzfläche

1363 m2 / 420 m2

Energiekennwert Heizwärme:

60 kWh/(m²a)

Für die Bebauung des "Schlachthofgeländes" – zentrumsnah und direkt an der Brigach in Donaueschingen gelegen – hat die Stadtverwaltung als Eigentümer insgesamt 18 Architekten aus ganz Baden-Württemberg zu einem Wettbewerb eingeladen. Mit dem Entwurf, "neuen zeitgemäßen Wohnungsbau auf einem Filetgrundstück" am Rande der historischen Altstadt zu errichten, sicherte sich das Team von Wamsler Architekten den ersten Platz und durften das Projekt umsetzen.

Aus dem Preisgerichtsurteil:
"Die Verfasser sehen ihren Entwurf im größeren städtebaulichen Zusammenhang des südlichen Stadtkerns, für den sie folgerichtig Vorschläge für die Arrondierung der Bebauung anbieten. Als Alternative zu den solitären Genossenschaftsbauten westlich des Marktplatzes schlagen sie östlich der Zeppelinstrasse eine geschlossene  Blockrandbebauung vor. Eine sehr schöne Idee, die die Bautypologie der Innenstadt bereichert. Ausgehend von diesem Gesamtkonzept wird für das engere Wettbewerbsgebiet eine überzeugende städtebauliche Lösung entwickelt: Zwei geschickt aufeinanderbezogene Baukörper bilden einen Winkel, der die Blockecke betont und einen ruhigen Innenhof umschließt. Positiv bewertet die Jury den Vorschlag, den nördlichen Flügel später zu verlängern, um die unschöne Öffnung des  Baublocks zu schließen. Die angebotene Nutzmischung ist prinzipiell zu begrüßen. Das gewählte Konstruktionsprinzip erlaubt eine hohe Flexibilität und das Angebot unterschiedlicher Wohnformen. Die Laubengang-Erschließung ist geschickt angeordnet und daher auch im kleinstädtischen Milieu durchaus vertretbar. Zufahrt und Organisation der Tiefgarage sind einfach und überzeugend gelöst. Die Architektur überzeugt durch ein einfaches und kompaktes Äußeres, das sich in einem angenehmen Kontrast zur Nachbarbebauung begibt. Die Traufhöhe wird aufgenommen. Der Eingang und Zugang in den Hof befindet sich ganz selbstverständlich in der Fuge zwischen den Baukörpern. Die kompakte Höhe bietet günstige Voraussetzungen für ökologisches Bauen. Der Entwurf ist wirtschaftlich und bietet durch seine robuste Struktur die Gewähr für eine Realisierung ohne Qualitätsverlust."
 
Auf einem klaren Grundraster plante das Architektenteam für die beiden Baukörper flexible Aufteilungen für Läden, Büros und Wohnungen. Die im Wettbewerb vorgeschlagene Schließung der westlichen Lücke ließ sich durch den Kauf des nachbarlichen Grundstückes ebenfalls realisieren. Durch das Konstruktionssystem mit freien Stützen – ohne tragende Wände – blieben vielfältige Nutzungsmöglichkeiten möglichst lange offen, und die notwendigen Teilungspläne mussten erst sehr spät entsprechend der verkauften "Raster" festgelegt werden. Alle Innenwände sind nichttragend und somit veränderbar, die Wohnungstrennwände sind doppelschalig.
Alle Installationen werden in außen liegenden, gedämmten und holzverschalten Schächten geführt. Das Betongerippe ist nur durch Betonscheiben an den Giebeln ausgesteift. Die gesamte Außenhaut besteht aus vorgefertigten Holzpaneelen mit 20 Zentimetern Dämmung, die mittels Stahlauflegern befestigt sind. 
Die gelben Faserzementplatten greifen den warmen Farbton der umgebenden Bebauung auf. Der Natursteinsockel mit seiner horizontalen Bänderung durch Edelstahleinlagen nimmt dem Gebäude die Masse und verleiht ihm eine edle Adresse. 
Als neue Form des Dachvorsprungs wurde der "Spoiler" gewählt, der auch den sommerlichen Sonnenschutz für das zweite Obergeschoss – den Schlafbereiche der Maisonettewohnungen- erfüllt. Alle zur Strasse ausgerichteten Räume erhielten Aluminiumklappläden, die durch die verschiedenen Stellungen eine "lebendige" und in ihrem Erscheinungsbild wechselnde Fassade ergeben. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss sind mit ihrer größeren Raumhöhen an sich  für Läden, Büros und Praxen vorgesehen gewesen. Doch aufgrund der geringen Nachfrage nach Büros sowie Praxen wurde kurz vor Baubeginn das erste Obergeschoss zum Wohnen umgeplant und auf normale Raumhöhe reduziert sowie pro Wohneinheit ein Balkon vorgehängt. 
Über einen Laubengang beziehungsweise Lift erschließen sich an der Fuge der beiden Baukörper das erste Obergeschoss mit Ein- bis Fünfzimmerwohnungen wie auch die Maisonettewohnungen im zweiten Obergeschoss mit deren Schlaf- und Sanitärbereichen. Über eine geradläufige Treppe wird nach der Vorstellung des Architekten (!) dann die "loftartige" offene Raumfolge von Küche-Essen-Wohnen mit vor gelagerter begrünter Dachterrasse und Sicht auf die Brigach und ins Grüne erschlossen. Alle Wohn- und Aufenthaltsräume sind mit großen Fenstereinheiten nach Süden beziehungsweise Westen ausgerichtet. Zum Innenhof hin sind die Eingangs-, Sanitär-, Abstell- sowie Küchenräume angeordnet. Aufgrund  von Verkäufer- und Käuferwünschen haben alle zum Innenhof gerichteten Räume Vorbaurolläden erhalten. 

Für die Bewohner des Gebäudes wurde ein ruhiger halböffentlicher Innenhof mit Bäumen, Büschen sowie Sitzmöglichkeiten geplant. Im privaten ersten Obergeschoss befindet sich ein berankter Gemeinschaftsbereich mit Kinderspielplatz. An der östlichen Tiefgaragenabfahrt sind Fahrrad- und Kinderwagenabstellplätze sowie Müllräume untergebracht.

Daten

Bauherr:  REAL-Massivhaus

Standort:  Donaueschingen

Baujahr:  1999

Bauzeit:  12

Energiestandard:  Niedrigenergie

Wohneinheiten:  18

Wohnflaeche:  1363 m2

Nutzflaeche:  420 m2

Nutzer:  60

Grundstueck:  990 m2

Umbauter Raum (Gebäude):  8 m3

Umbauter Raum (Nebengebäude):  4.5 m3

Besonderes:  In den Jahren 1998 und 1999 entstand in Donaueschingen innerhalb von 18 Monaten Bauzeit ein dreigeschossiger Wohn- und Geschäftskomplex mit 14 Wohnungen sowie 27 Tiefgaragenplätzen. Im Erdgeschoss beträgt die Ladenfläche 420 Quadratmeter, die Wohn- und Nutzfläche 1.363 Quadratmeter sowie die Geschossfläche 1.783 Quadratmeter. Das Gebäude erfüllt den "Niedrigenergiestand" und wird über ein Nahwärmenetz beheizt. Für die Brauchwasserwärmung sind 30 Quadratmeter Solarkollektoren auf dem Südblock installiert. Vor die Stahlbetonkonstruktion wurden Hochwärme gedämmte Holzfertigteile gesetzt. Zudem ist das Untergeschoss wasserdicht gefertigt, da es komplett "unter" der Brigach liegt.

Energiekennwert Heizwärme:  60 kWh/(m2a)

Details

Baubeginn:  07.2011

Fertigstellung:  07.2011